Das Taunusgymnasium ist eine in das gesellschaftliche Leben der Stadt Königstein eingebundene Schule.

Daher haben wir uns auch gerne an der Gestaltung der Veranstaltung der Stadt Königstein zum Volkstrauertag am Ehrenmal der Hubert-Faßbender-Anlage beteiligt. Erstmalig war es nach langen Jahren wieder gelungen, das Gesamtprogramm mit einem Beitrag aus einer Schule zu bereichern. Dabei war die Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden des Vereinsrings Königstein, Herrn Nachtsheim, von Beginn an sehr kooperativ und vertrauensvoll.

Die Oberstufenschülerinnen Jenny Wolny, Laura Loch und Isabel Perales (alle Q1) trugen ihre Gedanken zum Volkstrauertag in den jeweiligen Redebeiträgen eindrucksvoll dar. Sie beschäftigten sich mit den folgenden Themenbereichen:
- Was genau sind Kriegsopfer und gibt es dafür überhaupt eine genaue Definition?
- Das Thema Krieg in der eigenen Familiengeschichte.
- Bericht über persönliche Erfahrungen während des Praktikums in der Gedenkstätte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.
Die Schülerinnen und Schüler hatten diese Themen selbständig gewählt und außerhalb des Unterrichts in ihrer Freizeit mit großem Engagement vorbereitet. Ein Dankeschön richtet sich auch an alle weiteren Schülerinnen und Schüler, die die Gedenkveranstaltung besucht haben.
Hier Auszüge aus den Redebeiträgen der beteiligten Schülerinnen:
Isabel Perales: „Zum Anlass des heutigen Tages haben wir, die Schülerinnen des Taunusgymnasiums, uns Gedanken zum Thema Kriegsopfer gemacht. Was genau sind denn Kriegsopfer? Gibt es dafür überhaupt eine verbindliche Definition? Wenn ich darüber genauer nachdenke, habe ich ein gewisses Bild vor Augen. Ich stelle mir sofort die Leute vor, die während einer Schlacht gestorben sind (…).
Da gibt es die gefallenen Soldaten, Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten sind, Völkermorde, die sogenannten Genozide wie man sie durch den Holocaust aus dem Zweiten Weltkrieg kennt, Massenmorde, Menschen, die durch Hungersnöte während des Krieges ums Leben kamen, Seuchen, die freigesetzt wurden, um den Gegner zu schwächen usw.
Wie Sie sehen gibt es eine unendlich lange Liste an Art und Weisen, wie man innerhalb eines Krieges sterben kann (…)
Andererseits sind die Menschen, die während eines Krieges gestorben sind, nicht die einzigen Opfer.  All die Menschen, deren weiteres Leben durch Konsequenzen bewaffneter Konflikte beeinträchtigt wird, zählen ebenfalls dazu. Da wären beispielsweise die Familienangehörigen zu nennen, die den Verlust eines geliebten Menschen zu verkraften haben ….“

Jenny Wolny: „Während meines zweiwöchigen Aufenthalts in der Gedenkstätte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau in der Stadt Oswiecim, die im Süden Polens liegt, wurde ich Tag für Tag mit dem Thema Vernichtung der Juden konfrontiert. Das schlimmste Erlebnis war für mich, einen Koffer von einem 12-ährigen Mädchen aus Frankfurt, der durch die Konservatoren konserviert wurde, in meinen Händen zu halten. Der Name und die Adresse des Mädchens standen auf dem Koffer. Wie ich später erfahren habe, wurde das Mädchen samt ihrer ganzen Familie direkt nach der Ankunft im KZ in die Gaskammer geschickt. Das einzige, was von ihr übrig geblieben ist, war dieser Koffer, den ich in meinen Händen gehalten habe. Sonst gab es keine Indizien dafür, dass dieses Mädchen jemals existiert hat. Nach diesem Erlebnis konnte ich spüren, wie schrecklich es ihr und ihrer Familie ergangen sein musste. Und ich habe lediglich an vier Personen gedacht, die ermordet wurden. Dabei sind im KZ Auschwitz-Birkenau ca. 1,2 Millionen Menschen gestorben. Dieses Ausmaß kann man nicht verstehen. Man kann es weder sehen, noch spüren. Es ist dennoch passiert. Und es ist unvorstellbar grausam.
Deshalb gedenke ich heute besonders dem 12-jährigen Mädchen aus Frankfurt, an das ich durch diesen einen Koffer tagtäglich denken muss.“


Laura Loch: „Ich möchte Ihnen nun erzählen, welche Dinge meine Familie während des Krieges erlebt hat.  Meine Oma ist 1943 in Oberschlesien geboren und kann sich, weil sie noch so klein war, an fast nichts mehr aus dem Zweiten Weltkrieg erinnern. Aber ihr wurden viele Geschichten und Geschehnisse von älteren Familienmitgliedern erzählt. .. Um das Ganze ein bisschen authentischer wirken zu lassen, erzähle ich sie nun aus der Sicht meiner Oma.
Mein Papa musste als deutscher Soldat in den Krieg  nach Russland  ziehen und dort die deutschen Einheiten mit Lebensmitteln wie Mehl, Zucker, Salz und Brot versorgen.
Eines Tages fuhr er mit seiner Pferdekutsche durch ein Dorf und sah am Straßenrand eine russische Frau mit ihren drei kleinen Kindern. Da musste er an seine eigene Familie denken, die er in Deutschland zurücklassen musste. Und erfüllt von Nächstenliebe bei den Gedanken an seine Frau und seine Kinder, warf er der Familie Brot und ein Stück Zucker zu.  „Morgen werde ich wieder kommen und euch wieder etwas zu Essen bringen“, hatte er gesagt. Denn mein Papa hatte sich gewünscht, dass auch uns in schweren Zeiten geholfen wird. Und so half er der armen Frau und ihren Kindern, obwohl er wusste, dass, wenn er dabei erwischt  werden sollte, ihm sein Tod drohte.“

 

 



 

 

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