Es ist geschafft. Die Prüfungen sind vorüber, die Abiturzeugnisse können in Empfang genommen werden. Aber nicht nur wegen dieses Momentes der Erleichterung und des Beginns eines neuen Lebensabschnitts für die Abiturienten ist die Akademische Feier zur Übergabe der Abiturzeugnisse regelmäßig ein Höhepunkt des Schuljahres. Diese Feier, die im Königsteiner Haus der Begegnung stattfindet, spiegelt, so auch in diesem Jahr, in besonderem Maße Kultur und Stil am Taunusgymnasium: Die Begrüßungsansprache des Schulleiters, die Rede der Eltern, die Rede der Lehrer, die Rede der Schüler, die Grußworte des Vorsitzenden des Fördervereins werden immer wieder mit Spannung erwartet, ebenso aber die Auszeichnungen für herausragendes fachliches oder soziales Engagement.
Nicht zuletzt freilich sind es die musikalischen Beiträge, die mit oft erstaunlichem Niveau Akzente im Programm setzten, so auch in diesem Jahr. Unter der Leitung von Michael Neubeck eröffnete ein Kammerensemble aus Abiturientinnen und Abiturienten in einer außergewöhnlichen Besetzung (eine Violine, zwei Flöten, eine Oboe, eine Klarinette, ein Fagott, ein Saxophon, eine Tuba, ein Klavier) die Feier mit dem „Theme“ aus der Filmmusik zu „Jurassic Park“. Locker eingestreut in die Programmfolge gab es dann weitere musikalische Beiträge: Laura van den Brink (Violine) und Linus Dittmer (Klavier) spielten einen Medley aus der Musik zu „The Greatest Showman“, George Gershwins „Summertime“ erlebte man mit Julia Bayer, Elena Leitner und Lea Klein (Gesang) sowie Noah Karls am Saxophon, später dann noch „For All We know“ von Fred Coots, noch einmal mit der Sängerin Lea Klein und dem Saxophonisten Noah Karls; überall dabei war Linus Dittmer als subtil agierender Pianist. Mit der Sängerin Lea Klein und Heona Lee am Klavier folgte schließlich – gleichsam als Zugabe – mit „One Moment In Time“ ein Titel von Whitney Houston. Es erklangen ausnahmslos stilistisch hochelaborierte Wiedergaben von großer musikalischer Intensität.
Im Vergleich zur Akademischen Feier im Jahr zuvor, bei der Schulleiter Jochen Henkel erst wenige Monate zuvor seine Stelle am Taunusgymnasium angetreten hatte, war die Situation nun wahrnehmbar anders: Henkel ist „angekommen“, viele Schüler kennt er nun persönlich, und für den einen oder anderen gab es zwischendurch ein freundliches oder anerkennendes Wort. Den Schulleiter des Taunusgymnasiums kann man noch überraschen, was sich auch in diesem Jahr darin zeigte, dass er gerne von unerwarteten Erlebnissen in Abiturprüfungen erzählt – anonymisiert, versteht sich, ohne Namensnennungen oder Andeutungen. Darüber hinaus erfuhr man, dass der hessenweite Durchschnitt beim Landesabitur in den vergangenen Jahren zwischen 2,4 und 2,5 und der Durchschnitt des diesjährigen Abi-Jahrgangs am Taunusgymnasium bei 2,3 gelegen habe. Viermal habe es die Traumnote 1.0 gegeben, 39mal eine 1 vor dem Komma.  Henkel dankte herzlich allen, die an der Gestaltung des festlichen Rahmens der Akademischen Feier beteiligt waren, so unter anderem den Musikern des Abiturjahrgangs, den Schülern der Q2, Funktionsträgern und Vertretern der schulischen Institutionen am Taunusgymnasium.
Den Abiturientinnen und Abiturienten gab Henkel ein Zitat mit auf den Weg, das ihm von der Verleihung des Eugen-Kogon-Preises der Stadt Königstein in Erinnerung geblieben war: „Sei zufrieden, aber gib Dich nicht zufrieden.“ Das Zitat stammt von Kogon-Preisträger Alfred Grosser, mittlerweile 93 Jahre alt, aber „hellwach, schlagfertig und unterhaltsam“, wie Henkel sichtlich beeindruckt ausführte. „Sei zufrieden“ – für den Schulleiter ist dieser erste Teil des Zitats eine Aufforderung, sich von den insbesondere medial ständig in den Mittelpunkt gestellten optischen beziehungsweise oberflächlichen Idealen („Wer ist schlanker, schöner, reicher?“) zu distanzieren. Die zweite Hälfte des Zitats („gib Dich nicht zufrieden“) sieht Henkel als Ansporn, sich als Persönlichkeit weiterzuentwickeln, offen zu sein für sein für neue Erfahrungen und Herausforderungen, aber auch, die Verantwortung wahrzunehmen, sich werteorientiert und aktiv in die Gesellschaft einzubringen.
In ihrer Rede für die Elternschaft dankte Denise Mesterharm den Institutionen am Taunusgymnasium, von den Damen des Sekretariats über das Hausmeisterehepaar bis zu den in der Bibliothek tätigen Müttern und jenen der „World of Breakfast“ (WOB). Namentlich dankte sie auch dem Stellvertretenden Schulleiter Dirk Wingenfeld für seinen bravourösen Einsatz in der Übergangszeit bis zur Neubesetzung der Schulleiterstelle im April letzten Jahres, ebenso betonte sie das bei allem Respekt sehr gute Verhältnis von Schülern und Schulleitung. „Was wir mit Liebe tun, werden wir gut machen“, gab Mesterharm den Schülern in Anlehnung an Lao-Tses Gedicht „Macht der Liebe“ mit auf den Weg, „macht es mit Hingabe, liebt, was Ihr tut“.  Eine nette Pointe platzierte die Rednerin schließlich gleichsam augenzwinkernd in Anspielung auf den Begriff „Reife“ im „Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife“: Reife, so habe sie kürzlich gehört, sei die Fähigkeit, das Rechte auch dann zu tun, wenn es die Eltern empfohlen haben.
Die Rede der Lehrer gestalteten Felicia Mauch und Ingo Meinikmann als Duo. Sie nutzten ein Märchen als Medium für die allegorische Darstellung von Gedanken zum Thema der Reife. Im Märchen ging es um eine Prinzessin, die das Erbe ihres Vaters antreten, also Herrscherin über das Reich werden soll. Das geht natürlich nicht „einfach so“, ganz im Gegenteil gibt es eine Reihe von Prüfungen zu bestehen, an deren Ende die dann erlangte Reife steht. Mauch und Meinikmann spielten sich hierbei – erzählenderweise oder geistreich kommentierend – gleichsam die Bälle zu.
In der Rede der Schüler ließen Josephine Hammerschmitt und Peter Hallinger ihre Schulzeit Revue passieren, dankten der Schulleitung, die sich große Mühe gemacht und ihr Bestes gegeben habe – wahrscheinlich war diese Einschätzung wohlmeinend und nicht im Sinne der in Arbeitszeugnissen üblichen Formulierungen zu verstehen. Der Dank der Schüler ging auch an Eltern und Lehrer, die sie bis zum Abitur begleitet haben – ob aus Sicht der Schüler erfolgreich oder nicht, blieb ob der mitunter ein wenig hintergründigen Art des Vortrags offen.
Im Anschluss an die von Bernd Dönicke überbrachten Grußworte des Fördervereins, in denen er unter anderem die Notwendigkeit zusätzlicher finanzieller Unterstützung von Schulen herausstellte, ergriff die Leiterin der Gymnasialen Oberstufe, Studienleiterin Beate Herbst das Wort. Als Nachfolgerin von Winfried Romahn dankte sie herzlich für die freundliche Aufnahme ins Kollegium und die zahlreichen Hilfestellungen, die ihr zuteil geworden seien. Im weiteren Verlauf ihrer Rede betonte sie mit Blick auf den neuen Lebensabschnitt der Abiturienten, wie wichtig es aus ihrer Sicht sei, auf Menschen zuzugehen, auch, sie zu ermutigen: Niemand wisse, wie die Welt sich verändere, aber immer werde nach ihrer Überzeugung der Schlüssel zum Erfolg in guten zwischenmenschlichen Beziehungen liegen.
Es folgten die Auszeichnungen für besondere fachliche Leistungen respektive herausragendes soziales Engagement. So wurden von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) Anna Klingel, Jonas Wahl, Seiya Holzhausen, Louis Kunstmann und Rick Dilger geehrt. Für überragende Leistungen auf dem Gebiet der Physik erhielten sie eine Urkunde, eine Jahresmitgliedschaft in der DPG und einen Buchpreis. An Anna Klingel ging auch der Preis der Gesellschaft deutscher Chemiker (GdCH). Für ihr soziales Engagement geehrt wurden Julia Bayer, Lisa Bingsohn, Leslie Czerwon, Louise Funda, Carlotta Gerstein, Josephine Hammerschmitt, Simon Henninger und Heona Lee, für ihren Einsatz beim Sanitätsdienst der Schule Jochen Remde, Fabian von Oertzen, Samuel Sasso und Christopher Domnik. Mit dem Dieter-Behrend-Preis, ausgelobt für herausragende kritische Reflexionsfähigkeit im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich, wurden in diesem Jahr Lucas Kiehne, Lukas-Alexander Radtke und Nicolas Maute ausgezeichnet. Nach herzlichem Dank an Christiane Kanert, die Organisatorin der Akademischen Feier, kam schließlich der große Augenblick: die Übergabe der Abiturzeugnisse.

 

 

 

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