Eigentlich sollte der Begriff längst in den Duden Einzug gehalten haben, immerhin wird er seit 11 Jahren im deutschsprachigen Raum nordwestlich von Frankfurt am Main genutzt. Geographisch vereinzelt zwar – im Wesentlichen in Königstein im Taunus, dort aber in schöner Regelmäßigkeit mit einem deutlichen Schwerpunkt im Frühjahr. Es geht um den Begriff „kulturinarisch“, geprägt vor mehr als einem Jahrzehnt von Christine Antony, die am Königsteiner Taunusgymnasium eben jenen „Kulturinarischen“ Abend organisiert und gestaltet. Seit Jahren ist der „Kulturinarische Abend“ einer der Höhepunkte des Schuljahres am Taunusgymnasium, und mit all den notwendigen Vorbereitungen besser im Team zu bewältigen, weshalb Antonys Kollege Philipp Rauschmayer als Co-Organisator des Kulturinarischen Abends tätig wurde.

Was genau ist nun eigentlich der „Kulturinarische Abend“? Die Begriffe Kultur und Kulinarik sind in diesem Kunstwort verschmolzen. Zu Beginn kommt der kulturelle Teil: Eine immer wieder wechselnde bunte Mischung aus Musik, Kunst, Kleinkunst, Varieté, Tanz, Artistik und dergleichen mehr. Ziel ist es, bis dahin verborgene Talente in der Schüler- und Lehrer-, aber auch Elternschaft zu entdecken und ihnen ein Forum zu bieten. Schon die Einladung wies auf diese Vielseitigkeit hin: Geronimo Toma aus der Jahrgangsstufe E2 ist der Schöpfer der ebenso kunstvoll wie natürlich wirkenden Origami-Rosen auf dem Ankündigungsplakat. Im zweiten, dem kulinarischen Teil, übernehmen Eltern und Schüler in der Cafeteria des Taunusgymnasiums gemeinsam die Bewirtung der Gäste.

Bevor Schulleiter Jochen Henkel das Publikum im Theatersaal des Taunusgymnasiums begrüßte, wurde der Abend in traditioneller Gepflogenheit von der TGK-BigBand unter der Leitung von Martin Hublow und Philipp Kriegeskotte eröffnet. Diesmal groovte es mit den Titeln „Crazy Train“ (Ozzy Osbourne) und „Uptown Funk“ (Bruno Mars, Mark Ronson, arr. Martin Hublow). Auch hat sich eine Theaterszene in französischer Sprache einen festen Platz im Programm erobert: Diesmal spielten Schülerinnen und Schüler der Klasse 5f unter Leitung von Renate Servatius „La clé USB“ eine Geschichte, in der Schüler einen USB-Stick ihrer Lehrerin finden, auf dem sich verlockenderweise die anstehende Klassenarbeit befindet. Kasia Jarzẹbowska-Nielsen (6e) gelangen mit ihrem konzentriert in die Musik hineinhorchenden Solovortrag auf der Gitarre wunderschöne Wiedergaben zweier Werke von Jacques de Saint-Luc und Juan Buscaglia. Mindestens ebenso virtuos wie das Original erklang in einer Bearbeitung für vier Violinen die Arie der Königin der Nacht aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ mit Nathalie Reinhardt (E2) als Primaria sowie Isabell Horn, Pauline Kaltenbach und Lily Velten (als Gäste). Eine energiegeladene Wiedergabe des dritten Satzes aus dem „Quartet for Four Violins“ der polnischen Komponistin Grażyna Bacewicz (nun mit dem Geiger Samuel Koerber a. G.) schloss sich an. Einen besonderen Clou bot die darauffolgende Wiedergabe des Klavierstücks „Comptine d’un autre été: L’après-midi“ aus der Musik zu dem Film „Die fabelhafte Welt der Amelie“ von Yann Thiersen. Realisiert wurde das Stück von „Klavier5“ (Klavier hoch 5) – der mathematisch anmutende Begriff freilich blieb rätselhaft bis zum dem Augenblick, als die das Stück eröffnende Pianistin (Hoyeung Lee, 6d) mitten im Vortrag von Luciana Brandi (9b) und diese dann von Jenny Wolny (9b) abgelöst wurde. Die letzten beiden Teile der Wiedergabe wurden dann – gewissermaßen als Beitrag der Lehrerschaft – von Anke Herrmann und Philipp Rauschmayer übernommen.

Reinhold Wandel aus der Klasse 8f, den man mit seinem Kontrabass zuvor schon auf BigBand-Terrain erlebt hatte, zeigte mit einer Allemande von Willem de Fesch mühelos, dass er auch das „klassische“ Fach beherrscht. Sein Klavierbegleiter Linus Reul, ebenso aus der 8f, sprang nach seinen Begleitaufgaben gar noch für den verunglückten Pianisten Milo Fels aus der 9f ein und spielte aus seinem Programm für einen anstehenden Wettbewerb eindrucksvoll Virtuoses von Chopin und Rachmaninow. Hinter den Namen HandClap (Ricarda Brämswig, Jill Den Hollander, Ajin Jeong, Levke Tempels, alle 7g) und Confetti Queens (Lotte Kowalt, Amelie Raniowska, Julia Steinfort) verbargen sich zwei Formationen mit überaus dynamischen Tanzdarbietungen, bei denen die Freude am Tanz geradezu in den Publikumsraum hinüber zu schwappen schien. Während für Jannis Jäckel aus der 8g und seine Kartentricks der Aufbau eines Kartentisches mit Projektionsmöglichkeit bewerkstelligt wurde, wurde unverhofft das Publikum ins Geschehen eingebunden und zu einem Beitrag in Gestalt des Kanons „Es tönen die Lieder, der Frühling kehrt wieder“ animiert. Mit seinen Kartentricks brachte Jannis Jäckel schließlich sogar seinen Schulleiter zum Staunen, den er sich als letztes „Opfer“ ausgesucht hatte: Nach einer ganzen Reihe verblüffender Kunststücke fügte sich schließlich das Blatt wie von Zauberhand und offenbarte – auch zur großen Überraschung des Schulleiters – dessen Geburtsjahr.

Eine ganze Reihe von Gesangs- und Band-Darbietungen beschlossen diesen ersten Teil des Abends. Zunächst sang Luka Noah Mudrinić (6d) „Perfect“ von Ed Sheeran, von dem die Casting Band im Anschluss den Titel „Photograph“ aufführte. Die Casting Band wurde eigens beim „Casting“ für den Kulturinarischen Abend ins Leben gerufen: Tu-Yen Nguyen (Gesang 5f), Maximus Nolte (Gitarre, 6a), Jule Ahrens (Gitarre, 6b), Elias Leemüller (Klavier, 6e), Filippa Heppe (Gesang, 7d), Johanna Sammet (Gesang, 7g), Taehoon Lee (Keyboard Q2) und Marinus Wack, dem an diesem Abend schier allgegenwärtigen Schlagzeuger aus der Q2. Singend und Gitarre spielend trug Laura Bachmann aus der 9b stimmungsvoll eine eigene Komposition („Nothing to say“) vor, eine Gruppe mit Mira Unverzagt (Klavier und Gesang, Q2), Siar Yildiz (Gitarre Klavier und Gesang, Q4), Nathalie Reinhardt (diesmal E-Violine) und Marinus Wack (Schlagzeug) präsentierten den Titel „Breezeblocks“ der Indie-Band „alt-J“ und zwei Nummern von Billie Eilish („idontwannabeyouanymore“ und „lovely“) in eindrucksvoller Interpretation. Das Finale – „Hold the Line“ der US-amerikanischen Rockband „Toto“ – gestaltete die Gruppe „Ramalical“ mit Lorena Wack (Gesang, Q2), Marinus Wack (Schlagzeug, Q2), Alexander Poppe (Solo-E-Gitarre, Q2), Linus Dittmer (Klavier, Q2), dem Kontrabassisten Reinhold Wandel und Christian Lego aus dem Lehrerkollegium an der Rhythmus-E-Gitarre. Tolle Stimmung im Saal. Bei Johannes Vogel (E2) lag die technische Gesamtleitung des Abends in besten Händen, Esrom Berhane ließ die Dinge im rechten Licht erscheinen, Leonardo Munzinger und Hristo Navarro (alle Q2) assistierten auf, vor und hinter der Bühne. Die Bühnenchoreographie übernahm Ulrike Hemerka. Lange noch saß man beim kulinarisch-geselligen Teil des Abends zusammen, und natürlich gab es hier bei guten Gesprächen auch gute Musik zu hören. Yvonne Schuster und ihr Kulinarik-Team hatten ganze Arbeit geleistet.

 

 

 

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