Am 9.11. um 10 Uhr morgens waren die Teilnehmer der Geschichtsexkursion aus dem Geschichtskurs Enders ...
sowie einige Schüler aus dem Geschichtsleistungskurs von Herrn Brinkmann am Treffpunkt eingetroffen.
In einem größeren Raum suchte sich jeder aus den insgesamt drei Kursen, von denen ein Lehrer ebenfalls Christian Enders hieß, einen Platz. Nach einer kurzen Einleitung begann das Gespräch mit Gerhard Wiese, dem einzig noch lebenden von drei Staatsanwälten, die unter der Führung vom Generalstaatsanwalt Fritz Bauer den ersten Frankfurter Auschwitzprozess (1963-1965) im Frankfurter Rathaus Römer führten. Der geistig fitte ehemalige Staatsanwalt verstand es, sich klar und gefasst auszudrücken und beantwortete Fragen sehr ausführlich. Zunächst erzählte er aber von der Zeit, bevor er sich an die Prozesse wagte. In seiner Jugend wurde der 1928 geborene Berliner mit 16 Jahren als Flakhelfer eingezogen. Er war etwa 8 Monate in sowjetischer Gefangenschaft. Ursprünglich wollte Wiese Apotheker werden. Doch aufgrund eines Defizits von Juristen studierte er dann doch Rechtswissenschaften. Nachdem er sein Staatsexamen in Frankfurt am Main ablegte, war er ab Februar 1961 in der Staatsanwaltschaft Frankfurt tätig.
Nun zu dem Gespräch. Als Gerhard Wiese anfing zu erzählen, näherte er sich Stück für Stück den Prozessen. In dem Raum herrschte eine ruhige und interessierte Stimmung. Dank Fritz Bauer kam der Fall nach Frankfurt. Er erzählte von einer komplizierten Ortsbesichtigung im Konzentrationslager in Auschwitz, bei der er dennoch jegliche Emotionen für sich behielt. Dennoch war jedes einzelne Wort, welches er erzählte, sehr interessant. Nach etwa einer Stunde wurde Wiese dann leider durch eine Pause unterbrochen, die er selber nicht gefordert hatte. Der Großteil unseres Kurses war der Meinung, dass jene nicht nötig war. Danach konnten dann Fragen von den Schülern gestellt werden. Es ging nun mehr um den Prozess. Fragen zu den Urteilen wurden gestellt. Es ging beispielsweise um die überraschend milden Haftstrafen, die die Angeklagten absitzen mussten. Er erklärte uns manche Fälle genauer, um uns ein vertiefteres Verständnis zu ermöglichen. Dennoch empfand er manche Strafen ebenfalls als zu gering. Mehrmals erwähnte er die damals einfachere Technik im Vergleich zu heute und den dadurch verbundenen umfangreichen Arbeitsaufwand. Die Erwartungen an Wiese wurden auf jeden Fall erfüllt, da er durch seine gute Ausdrucksweise bewies, dass er ein gut ausgebildeter Jurist gewesen sein muss. Insgesamt gab uns der ehemalige Staatsanwalt einen guten Einblick in die Arbeit der Gruppe rund um Fritz Bauer.
Peter Hallinger