Das lange Warten hatte ein Ende: Das Schulkonzert des Taunusgymnasiums, in normalen Jahren eine feste Institution innerhalb der Schulgemeinde und in der zweijährigen pandemiebedingten Pause schmerzlich vermisst, fand an diesem lauen Frühsommerabend endlich wieder statt. Im restlos gefüllten Haus der Begegnung in Königstein hatten sich Schüler*innen und deren Familien, Lehrkräfte und Freund*innen des Gymnasiums eingefunden, um gemeinsam die verbindende Kraft der Musik zu zelebrieren. Der Abend stand unter einem besonderen Stern – einerseits überschattet von der dramatischen Situation in Osteuropa, andererseits geprägt von einer einhelligen Begeisterung und Erleichterung darüber, dass solch ein Konzert wieder stattfinden kann. 

Den Anfang machte die Bläsergruppe der Klasse 5 unter der Leitung von Frau Unterlerchner, die die „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven und „When the Saints Go Marching in“ voller Ernsthaftigkeit und Konzentration zum Vortrag brachte. Die Bläsergruppen des Taunusgymnasiums bestehen aus Kindern, die von der 5. Klasse an ein Blasinstrument erlernen und in das gemeinsame Musizieren hineinwachsen. Auch eine Streicher- und Gesangsgruppe steht für die musikalisch interessierten Schüler*innen zur Wahl. Durch diese besondere Nachwuchsarbeit gelingt es am Taunusgymnasium, mehrere Ensembles und Orchester zu besetzen, die auch mit ungewöhnlicheren Instrumenten aufwarten können.

In ihrer Begrüßungsansprache bezog sich Schulleiterin Frau Herbst auf die besonderen Umstände des Abends. Ausgehend von einem Schiller-Zitat, „der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“, nahm sie die beiden vergangenen Jahre in den Blick, die von umfassenden Entbehrungen gerade auch seitens der musizierenden Schüler*innen und Lehrkräfte geprägt waren. Und sie lobte die Teilnehmenden dafür, nicht aufgegeben zu haben bei all der Probenarbeit, die innerhalb kürzester Zeit stattfinden musste – denn beispielsweise das gemeinsame Singen war erst seit wenigen Wochen wieder möglich. Und zuletzt hob Frau Herbst die inspirierende Wirkung der Musik hervor, da die Musiker*innen „uns auch in diesen recht düsteren Wochen immer wieder daran erinnern, was der Mensch ist und was er sein kann, wenn er friedlich und gemeinsam spielt.“

Mit dem lateinamerikanischen Volkslied „La Cucaracha“ war die Bläsergruppe der Klasse 6 unter der Leitung von Herrn Hublow zu hören, gefolgt von einer geschickten Verbindung aus einem Bach-Choral und dem „Hard Rock Blues“ von John Higgins. Begleitet wurde die Bläsergruppe von Ajin Jeong (Q2) am Flügel.

Die Streichergruppe der Klasse 5 brachte unter der Leitung von Herrn Hublow das französische Volkslied „Au clair de la lune“ zum Vortrag sowie das von Mozart inspirierte „Twinkle, Twinkle Little Star“ – auch hier begleitete wiederum Ajin Jeong am Flügel. 

Auch die Streichergruppe der Klasse 6 zauberte unter der Leitung von Frau Dr. Eden eine besondere Stimmung in den Saal – zunächst mit einer Kanon-Version des traditionellen „Bruder Jakob“, gefolgt von einem Orchesterarrangement desselben Lieds von B.P. Boch.

Das kleine Orchester, das sich aus den jüngeren Musikant*innen des Taunusgymnasiums zusammensetzt, betrat anschließend die Bühne und begeisterte unter der Leitung von Herrn Neubeck mit dem Menuett aus der „Feuerwerksmusik“ von Georg Friedrich Händel sowie dem Stück „Trumpet-Voluntary“ von Jeremiah Clarke. Zu ersterem Werk gab Herr Hublow, der inspirierend und kenntnisreich den Abend moderierte, eine amüsante Hintergrundgeschichte zum Besten. So sei die Feuerwerksmusik bei ihrer Uraufführung gar nicht spektakulär von dem ursprünglich geplanten großen Feuerwerk untermalt worden, da es an dem Abend regnete – sehr zum Missfallen des britischen Königs Georg II. 

Neben der Bläser- und Streichergruppe können die 5. und 6. Klassen neuerdings auch mit Gesangsgruppen aufwarten. Die Gesangsgruppe der 5. Klasse folgte nun voller Elan und Ausdruckskraft mit dem deutschen Volkslied „Die Gedanken sind frei“ und dem Klassiker „Take Me Home, Country Roads“ von John Denver. Geleitet wurde sie dabei von Frau Unterlerchner und Frau Büttner. 

Die Gesangsgruppe der Klasse 6, ebenfalls geleitet von Frau Unterlerchner und Frau Büttner, berührte mit dem Song „Imagine“ von John Lennon das Publikum besonders emotional. Wie Herr Hublow anmerkte, war dieses Lied mit seiner Friedensbotschaft nie aktueller als heute.

Das Große Orchester bestreitet traditionell den letzten Abschnitt des Schulkonzerts – und tat dies mit einer Klangfülle und Dynamik, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss. Zunächst war der 4. Satz, betitelt „Cakewalk“, aus der „Serenade For String Orchestra“ zu hören. Beim anschließenden 3. Satz aus dem Konzert D-Dur für Kontrabass und Orchester von Antonio Capuzzi brillierte Reinhold Wandel (Q2) am Kontrabass, der dabei mit dem Orchester zu einer fulminanten Einheit verschmolz. Das berühmte Hauptthema von John Williams aus dem Spielberg-Film „Jurassic Park“ riss das Publikum durch seinen bombastischen, energiegeladenen Klang mit. Das Stück „The Syncopated Clock“ von Leroy Anderson wurde prägnant bestimmt durch das Percussion-Solo von Liam Wurl (Q2). Den erhabenen Abschluss bildete der „Einzug der Gäste“ aus dem 2. Akt des „Tannhäuser“ von Richard Wagner. Dirigiert wurde das Große Orchester mit mitreißender Energie von Herrn Neubeck.

Dass man nach jahrelangem musikalischen Mitwirken nicht einfach sang- und klanglos von der Bühne verschwindet, wenn man mit dem Abitur die Schule verlässt, gehört zu den schönen Traditionen am Taunusgymnasium. So wurde dieses Mal die Abiturientin Juliane Scholz feierlich verabschiedet und erhielt eine Urkunde sowie einen Blumenstrauß – für Ihren langjährigen Einsatz am Cello. Die Lehrkräfte, die die zahlreichen Ensembles leiteten, erhielten von der sichtlich bewegten Schulleiterin Frau Herbst Blumensträuße und großes Lob für ihre engagierte Arbeit. Und so verließen die Gäste das Haus der Begegnung mit einer beseelten Stimmung, zahlreichen Melodien im Kopf und bestärkt in dem Gefühl, wieviel Gutes Menschen aller Altersgruppen gemeinsam erschaffen können – wenn sie nur friedlich miteinander spielen dürfen.   (Rmy; Fotos von Frau Dr. Theiß und Herrn Birnbaum)

 

 

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