In seinem fesselnden Vortrag am Taunusgymnasium sprach Dr. Henning Beck über die Frage, wie man Wissen bestmöglich vermitteln kann – und dies auf Grundlage aktueller neurowissenschaftlicher Erkenntnisse. Dass dieses Thema Eltern, Lehrkräfte und auch Schüler*innen sehr interessiert, davon zeugte der gut gefüllte Theaterraum des Taunusgymnasiums, in dem der bekannte Neurowissenschaftler seinen Vortrag hielt. Dabei faszinierte er die Zuschauer*innen nicht nur mit interessanten Erkenntnissen und Tipps, sondern auch mit seiner humorvollen und intensiven Vortragsweise. 

Eindrucksvoll belegte Dr. Beck, dass das menschliche Gehirn grundsätzlich anders arbeitet als ein Computer, selbst wenn dieser mit künstlicher Intelligenz vorgeht. Er betonte, dass es beim Menschen um Wissen ginge, beim Computer dagegen um Daten – und Wissen oder Ideen könne man nicht messen. Menschen denken in Konzepten, auch hier unterscheiden Sie sich von Computern. Und während alle Tiere lernen, seien wir Menschen doch die einzigen, die auch verstehen. Wissen sei die Fähigkeit, Informationen in einen neuen Kontext zu setzen. Computer dagegen seien genauso „dumm“ wie vor 50 Jahren – „sie sind heute nur schneller dumm“, so Dr. Beck in einer seiner zahlreichen pointierten Aussagen.

Dr. Beck betonte, dass es für erfolgreiches Lernen wichtig ist, sich aktiv mit Informationen auseinander zu setzen. Dem klassischen Lernen, das auf oftmaligem Wiederholen und vielfältigen Sinnesreizen basiere, setzte er das Schema-Lernen entgegen – das vergleichbar wirksam sei wie das klassische Lernen, aber deutlich schneller vonstatten gehe. Als Beispiel zeigte er ein Bild der Noni-Frucht. Wenn man sich anstrengt, sich diese Frucht aufgrund eines einzelnen Bilds zu merken, dauert es lange, bis man sie sich eingeprägt hat. Beim Schema-Lernen dagegen sind verschiedene bekannte Früchte zu sehen, zu denen sich die eher unbekannte Noni-Frucht gesellt. Die Frage „Welches ist die Noni-Frucht?“ ist in dieser Veranschaulichung sofort zu beantworten; die Abgrenzung zu anderen Bildern sorgt laut einer Studie zu einem schnelleren Lerneffekt.

Auch die Frage, wie man diese Erkenntnisse im schulischen Umfeld umsetzen könne, beantwortete Dr. Beck auf inspirierende Art. Etwa sprach er sich für die Einführung von fachübergreifenden Projekten aus, da es einen hohen Lernerfolg ermögliche, wenn ein Problem aus mehreren Perspektiven betrachtet wird. Er betonte auch die Wichtigkeit von regelmäßigen Pausen beim Lernen, da in diesen Zeiten der Entspannung im Gehirn tiefgreifende Konzepte aufgebaut werden. Auch die aktive Rolle des Lernenden beim Lernprozess betonte Dr. Beck – wenn Wissen selbst erworben wird oder zumindest verstanden wird, warum gewisse  Sachverhalte gelernt werden, ist Wissensvermittlung wirksam. Dass Menschen Rätsel lieben, solle man proaktiv nutzen – wenn Unterricht geheimnisvoll sei, funktioniere er besser.

Dr. Beck sprach sich außerdem für eine bewusste Fehlerkultur aus: „Schaffen Sie einen geschützten Ort, an dem Leute hinfallen und wieder aufstehen können.“ Viel wichtiger wäre es, etwas überhaupt zu machen, als es perfekt zu machen.

Der Vortrag regte die Zuschauer nachhaltig zum Denken an – und die zahlreich erschienen Lehrkräfte konnten an diesem Abend einige konkret in ihrem Unterricht umsetzbare Ideen mitnehmen.

 

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