Es ist mittlerweile zur Tradition geworden, dass auch die Königsteiner Schulen an der Gedenkveranstaltung der Stadt Königstein zum Volkstrauertag teilnehmen.
In diesem Jahr war das Taunusgymnasium an der Reihe und wurde von Elisabeth Ferber, Dorian Granic, Minjoo Kang, Yannick Kuhn, Juliane Meckenstock, Clemens Philippi und Kendrick Ventanilla aus den beiden E-Phasen-Kursen in katholischer Religion von Frau Antony und Frau Berg vertreten.
Die Schülerinnen und Schüler thematisierten, dass Leid und Trauer auch die Jugend im Alltag begleitet und hatten diesbezüglich zum Teil auch sehr persönliche Geschichten aus ihrem familiären und schulischen Umfeld sowie Freundeskreis mitgebracht.
Nach der Begrüßung der Anwesenden durch Yannick ging Juliane auf die Situation der aus der Ukraine geflüchteten Mitschülerinnen und Mitschüler ein, die neben ihrer Heimat oft auch Freunde und Familienangehörige zurücklassen und vieles aufgeben mussten, nur, um in Sicherheit leben zu können. Sie betonte, dass ihre Geschichten ein eindrückliches Beispiel dafür sind, wie real Krieg und Gewalt in unserer Zeit sind, und zwar hier in Europa, nur wenige Autostunden von uns entfernt.
Im Anschluss entzündete Clemens eine Kerze als Licht der Erinnerung und Hoffnung für die Menschen, die durch Krieg und Gewalt ihr Leben verloren haben oder mit Narben und Verlusten weiterleben müssen sowie für diejenigen, die vor Kriegen fliehen mussten, um der Gewalt zu entkommen. Er appellierte, dass niemand vergessen werden darf, der unter dem Schrecken von Krieg und Gewalt leidet.
Dorian gedachte nachfolgend der Opfer des Jugoslawienkrieges. Er ging
dabei auch auf das Schicksal seiner eigenen kroatischen Familie ein, auf Geschichten, die ihm erzählt worden sind, die so voller Scherz und Hoffnungslosigkeit waren, dass sie sich kaum in Worte fassen ließen. Er betonte, dass das Geschehene nicht vergessen werden darf und dass jedes verlorene Leben ein leiser Ruf nach Frieden und Versöhnung ist.
Nachfolgend zündete Yannick ebenfalls eine Kerze an, die für all die Menschen leuchtete, die durch Krieg und Gewalt ihre Liebsten verloren haben und mit den seelischen Narben und der Trauer weiterleben müssen. Er wies darauf hin, dass Krieg auch dann längst fortwirkt, wenn die Waffen längst schweigen.
In ihrem Beitrag trug Minjoo eine sehr persönliche Geschichte vor, die dem Publikum vor Augen führte, dass Leid und Trauer nicht nur aus dem Schrecken von Kriegen entstehen, sondern auch unbemerkt in unseren Alltag Einzug erhalten können. Sie erinnerte an ihre erste Freundin, die sie in Deutschland kennengelernt hatte und die Minjoo im vergangenen November für immer verlor, weil ihre Freundin unter Depressionen, Stress und Druck gelitten hatte - einer Last, die am Ende zu viel für sie war.
In Gedenken an diese Freundin und an all jene, die täglich mit einer Belastung kämpfen, die für andere oft unsichtbar bleibt, entzündete Elisabeth später eine Kerze. Das Licht dieser stand aber auch für die Angehörigen, die oft voller Sorge danebenstehen, manchmal ohne zu wissen, wie sie helfen können. Elisabeth rief zudem dazu auf, aufmerksam und achtsam füreinander dazu sein und gemeinsam dafür einzustehen, dass niemand seinen Weg allein gehen muss.
Danach erzählte Kendrick von seiner philippinischen Tante. Diese konnte dank der Unterstützung ihrer Familie ihren Brustkrebs besiegen, verstarb aber kurz danach aufgrund einer Zyste im Gehirn, weil ihre finanzielle Situation keine ausreichende Gesundheitsversorgung ermöglichte. Kendrick betonte, dass man auf vieles Leid keinen Einfluss habe, aber jeder eine Verantwortung habe, dieses im Rahmen seiner Möglichkeiten zu lindern und zitierte hierfür Mutter Teresa: „Nicht alle von uns können große Dinge tun, aber wir alle können kleine Dinge mit großer Liebe tun.“
In ihrer Schlussrede bekräftigte Elisabeth das Gedenken an die Menschen aus diesen Geschichten. Gleichzeitig richtete sie den Blick auf die Hoffnung, weil die entzündeten Kerzen nicht nur das Leid symbolisierten, sondern auch die Stärke, die in allen steckt. Sie rief das Publikum dazu auf, ermutigt auseinanderzugehen mit der Gewissheit, dass wir füreinander da sein können und dass jedes Gespräch, jedes offene Ohr ein Lichtblick für jemanden sein kann. (Juliane Meckenstock)