16 Schülerinnen aus der Umgebung von Kronberg bekommen bei „Girls4MINT“ erste Praxiseinblicke
Die Veränderungen und Herausforderungen in der Berufswelt durch die Digitalisierung und Transformation erfordern von den Beschäftigten neue Kompetenzen. Besonders gefragt sind sogenannte Future Skills, wie vernetztes Denken und Offenheit. In allen Branchen werden dringend Fachkräfte benötigt, die mit transformativen Technologien umgehen können. Trotz der Tatsache, dass viele Mädchen Stärken in diesen Bereichen mitbringen, entscheiden sie sich deutlich seltener als Jungen für Berufe in den zukunftsgestaltenden Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT). Laut einer OECD-Studie stehen bei Mädchen soziale Berufe wie Lehrerin, Ärztin und Erzieherin ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Im Gegensatz dazu werden typische MINT-Berufe wie Informatiker, Maschinenbauer und (Kfz-)Mechatroniker von Jungen bevorzugt.
Um diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken und insbesondere Mädchen für MINT-Zukunftsberufe zu begeistern, hat Provadis im Auftrag des Landes Hessen und der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit vor zwei Jahren das Berufsorientierungsangebot „Girls4MINT“ an den Start gebracht. Ziel des viertägigen Programms in Kooperation mit Unternehmen der Branche ist es, Schülerinnen der Jahrgangsstufen 7 bis 10 Mut für den MINT-Bereich zu machen und ihnen fundierte Informationen darüber zu vermitteln. Im Fokus stehen Einblicke in Unternehmen, Tätigkeiten und Ausbildungsberufe. In das Programm eingebunden werden Ausbilderinnen bzw. Geschäftsführerinnen der Unternehmen, die als Vorbilder aus ihrem Berufsalltag berichten. Auszubildende begleiten die Projektarbeiten und beantworten gerne Fragen zu ihren eigenen Erfahrungen in den Ausbildungsberufen.
Die Teilnehmerinnen sollen erkennen, dass sie durch MINT-Berufe wichtige gesellschaftliche Zukunftsfelder, wie etwa Digitalisierung und Nachhaltigkeit, mitgestalten können. „Oft wollen Mädchen Berufe ergreifen, bei denen sie Menschen helfen können“, sagt Julia Behle, Projektleiterin von „Girls4MINT“. „Diese Ziele können sie aber nicht nur in sozialen Berufen verwirklichen, sondern beispielsweise auch durch innovative Produktentwicklungen oder in der Entwicklung klimafreundlicher Technologien.“ Mittlerweile haben rund 200 Schülerinnen bei „Girls4MINT“ mitgemacht. Einige haben sich anschließend für ein Praktikum oder eine Ausbildung im MINT-Bereich in einem der Girls4MINT-Unternehmen entschieden.
Spannende Einblicke und erste praktische Erfahrungen
Die 16 Teilnehmerinnen von „Girls4MINT“ in der Region Kronberg kamen von der Heinrich-von-Kleist-Schule in Eschborn und dem Taunusgymnasium Königstein. Sie erlebten beim Kooperationspartner, der Procter & Gamble Manufactering GmbH in Kronberg und der Procter & Gamble Service GmbH in Schwalbach am Taunus ein abwechslungsreiches Programm rund um MINT-Themen und Ausbildungsberufe in den Bereichen Elektrotechnik, Mechanik, Produktdesign, Qualitätskontrolle und Informatik. Am ersten Tag stand das Thema Elektrotechnik auf dem Programm. Die Schülerinnen bauten einen „elektrischen Piraten“, dessen Kopf zuvor am 3D-Drucker erstellt worden war. Anschließend brachten sie ihn über einen selbst gelöteten elektrischen Schaltkreis mit Hilfe von LEDs zum Leuchten. Erste Erfahrungen in Informatik sammelten sie, indem sie sich beim „Turing Tumble“ (Spiel zum mechanischen Bau von Computern mit Murmelantrieb) zunächst mit den Grundlagen der Logik befassten. Danach bekamen sie Einblicke in die Roboterprogrammierung und durften die Modellierung von Produkten für den 3D-Drucker ausprobieren. Am dritten Tag konnten Sie Laborluft schnuppern und die Herstellung von Alltagsprodukten wie Shampoo und Babywindeln begleiten. Zusätzlich ging es um das Design von Verpackungen, wo ein Schwerpunkt auf der Einsparung von Material und der Recyclingfähigkeit lag. Zum Abschluss der vier Praxistage lernten sie durch den Bau eines Roboterarms viele Arbeitsschritte des Berufsfeldes Mechatronik kennen. Jessica Thiel aus Königstein hat bei „Girls4MINT“ mitgemacht, weil sie die MINT-Fächer in der Schule mag. „Ich wollte mehr über die MINT-Berufe erfahren“, beschreibt sie ihre Motivation. „Mir hat es gut gefallen, dass ich hier selbst viel ausprobieren und bauen konnte.“
In einem Feedback-Gespräch in der Schule werden die Teilnehmerinnen in den nächsten Tagen eine persönliche Rückmeldung zu ihren individuellen Kompetenzen im Bereich MINT erhalten. Eine Abschlussveranstaltung mit den Teilnehmerinnen, ihren Eltern, der Agentur für Arbeit sowie Unternehmensvertreterinnen und -vertretern rundet das Berufsorientierungsprojekt ab. Abschließend erhalten die Schülerinnen ein Zertifikat über ihre Teilnahme.
Angebote an weiteren hessischen Standorten
Das Projekt „Girls4MINT“ ist eine Gemeinschaftsinitiative des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum sowie der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit. Im Zeitraum von 2024 bis 2026 finden insgesamt achtzehn Veranstaltungen in allen zwölf Regionen der Bundesagentur für Arbeit mit ortsansässigen Unternehmen statt. Provadis ist für das Konzept und die Durchführung verantwortlich. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum sowie der Regionaldirektion Hessen und des Europäischen Sozialfonds (ESF). Für die Teilnehmerinnen und die beteiligten Schulen entstehen keine Teilnahmegebühren. Das Hessische Kultusministerium unterstützt das Projekt.
Jessica Thiel aus Königstein machte erste MINT-Erfahrungen
beim Bau eines Roboterarms.
© 2025 Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH